Das ZMO

Das Leibniz-Zentrum Moderner Orient (ZMO) ist die einzige Forschungseinrichtung Deutschlands, die sich interdisziplinär und in historisch vergleichender Perspektive mit dem Nahen Osten, Afrika, Eurasien, Süd- und Südostasien befasst. Im Mittelpunkt der Forschung steht die Interaktion überwiegend muslimisch geprägter Gesellschaften sowie deren Beziehungen mit den nicht-muslimischen Nachbarregionen.

Hier wurde von 2018 bis 2021 das vom BMBF geförderte Verbundprojekt Normalität und Krise: Die Erinnerung an den Alltag in Syrien als Chance für den Neuanfang in Deutschland am ZMO durchgeführt. In mehreren Teilprojekten, deren Ergebnisse in dieser Ausstellung präsentiert werden, beschäftigten sich die Mitarbeiter*innen mit der Frage, auf welche Weise die Alltagserfahrungen syrischer Geflüchteter aus ihrem Heimatland im Prozess des Ankommens in Deutschland weiterleben, wie sie Hoffnungen und Erwartungen an einen neuen Start prägen.

Das Ausstellungsteam

Abdulaziz, Rizan

Rizan Abdulaziz studiert Wirtschaft an der HTW Berlin und unterstützt das Projekt »Normalität und Krise« seit November 2020 als studentischer Mitarbeiter mit Übersetzungen und Recherchen in englischer, arabischer und kurdischer Sprache. Er interessiert sich für die Geschichte Syriens und Landwirtschaft in der Region al-Hasaka.

Hilal Alkan forschte zu informellen Nachbarschaftsnetzwerken, die syrischen Migrant*innen in Istanbul halfen und ebenso zu Syrer*innen, die zunächst in der Türkei lebten und sich später in Deutschland niederließen. In ihrer Forschung verwendet sie ethnographische und narrative Methoden. Einige ihrer Untersuchungsergebnisse stellt sie in den Texten »Eine prekäre Gegenwart in der Türkei« und »Abhängig vom Simsar« vor. Zusammen mit Sarah Jurkiewicz, Jamshid Hussein und Katharina Lange verfasste sie den Beitrag »Nachbarschaft«.
Relevante Publikationen »The gift of hospitality and the (un)welcoming of Syrian migrants in Turkey«, American Ethnologist 48, S. 1-12 (2021). »Temporal Intersections of Mobility and Informality: Simsars as (Im)moral Agents in the Trajectories of Syrian Refugees in Turkey and Germany«, Migration Letters 18, 2, S. 201-213 (2021). »Syrian Migration and Logics of Alterity in an Istanbul Neighbourhood, in «, Urban Neighbourhood Formations: Boundaries, Narrations, Intimacies. Edited by Hilal Alkan and Nazan Maksudyan, Routledge: 180-199 (2020).

Veronica Ferreri ist PostDoc im Projekt »Normalität und Krise« und interessiert sich für Geschichten über Migration und Exil, Papiere und Bürokratie, Sprache und Archive von Syrien bis nach Deutschland. Ihr Forschungsprojekt mit dem Titel »Paper Trails and Dislocated Bureaucracy« untersucht das Leben syrischer Dokumente und ihr Aufeinandertreffen mit deutschem Recht und Bürokratie im Integrationskontext. Sie verfasste die Beiträge »Das Leben der Papiere in Syrien«, »Das Leben der Papiere in Deutschland«. Derzeit bereitet sie die Publikation eines Buches vor, welches der Frage nachgeht, wie Überleben in Krieg und Revolution aussieht und wie es sich anfühlt. Ebenso arbeitet sie an einem ZMO Working Paper mit dem Titel »The Wondrous Life of Legal Documents«.

Jamshid Hussein ist Soziologe im Projekt »Normalität und Krise« und beschäftigt sich in seiner Forschung mit der Frage, wie syrische Zuwanderer*innen in ihrem neuen Umfeld in Deutschland ihre familiäre Sozialisation reflektieren. In seiner weiteren Tätigkeit als Sozialarbeiter unterstützt er vor allem syrische Migrant*innen und hat dadurch tiefe Einblicke in die Herausforderungen und Perspektiven der syrischen Gemeinschaft in Berlin. Zur Ausstellung verfasste er den Beitrag »Der Zerfall des Patriarchats?« und zusammen mit Hilal Alkan, Sarah Jurkiewicz und Katharina Lange den Text »Nachbarschaft«. Zur Zeit finalisiert er ein ZMO Working Paper mit dem Titel »›Was ist mit mir in Syrien geschehen?‹ Zur Re-Interpretation der familiärenSozialisation bei syrischen Zuwander_innen in Deutschland«

Lisa Jöris ist Stadtanthropologin und promoviert an der Humboldt-Universität Berlin. Für ihre Dissertation hat sie in Deutschland umfangreiche Feldforschung mit Syrer*innen aus Aleppo zu ihrem urbanen Alltag vor 2011 durchgeführt. Im Zentrum ihres Forschungsinteresse steht das Thema urbane Infrastruktur, insbesondere Wasserversorgung und Müllentsorgung. Für die Ausstellung hat sie die Texte »Wasserausfall: Ist Vorbereitung alles?!« und »Infrastruktur und Krieg: Wenn plötzlich kein Strom mehr fließt« verfasst.

Relevante Publikationen
Der Blog »Wohnungssuche auf dem Berliner Mietmarkt« ging aus Lisa Jöris‘ Seminar an der Humboldt-Universität Berlin hervor

Sarah Jurkiewicz ist Ethnologin und arbeitet zum Thema Home-Making syrischer Frauen in Berlin-Marzahn. Davor hat sie zur Praxis des Bloggens in Beirut promoviert und sich mit kulturellen Initiativen von Raumaneignung in Kuwait beschäftigt. Sie interessiert sich insbesondere für die Verflechtungen zwischen Europa und dem Nahen Osten. Für die Ausstellung verfasste sie den Beitrag »Temporäre Unterkünfte, langwierige Wohnungssuche – und ein neues ›Zuhause‹?« und zusammen mit Hilal Alkan, Jamshid Hussein und Katharina Lange den Text »Nachbarschaft«.

Relevante Publikation
Zwischenräume: Neun Frauen erzählen über Wege der Flucht und das Ankommen in Berlin-Marzahn. tobios publishing, Berlin, 2020.

Kadino, Agit

Agit Kadino ist studentischer Mitarbeiter im Projekt »Normalität und Krise«, studiert Soziale Arbeit an der Alice-Salomon-Hochschule, Berlin, und arbeitet als Bildungsreferent und Workshopleiter mit Jugendlichen. Seine Bachelorarbeit analysiert Bewältigungsstrategien und Selbstpositionierungen syrischer Geflüchteter, die ALG II beziehen. Für seine Untersuchung führte er Interviews mit syrischen Geflüchteten in Berlin und entwickelte auf dieser Basis die Ausstellungstexte »Armutswahrnehmung aus Sicht syrischer Geflüchteter« und »Das Hawala-System«. 

Katharina Lange ist Ethnologin mit langjähriger Feldforschungserfahrung in Nordsyrien aus den Jahren 1998-2011. Am ZMO leitet sie das Forschungsfeld »Umwelt und Gerechtigkeit« und das Verbundprojekt »Normalität und Krise«. Zu ihren Forschungsinteressen gehören die Veränderung ländlicher Räume sowie die Produktion und Vermittlung von Wissen und Bildung im syrischen Kontext, insbesondere im Zusammenhang mit Geschichtsüberlieferungen und -erzählungen. Zur Ausstellung hat sie die Texte »Bildung und Disziplin: Erfahrungen mit Schule«, »Disziplinierung und Vermeidung: Militärdienst«, »Tiefe Wurzeln: Ländliche Räume als Heimat und Ressource« beigetragen. Zusammen mit Hilal Alkan, Sarah Jurkiewicz und Jamshid Hussein verfasste sie den Beitrag »Nachbarschaft«. Derzeit bereitet sie die Publikation einer Monographie zu Erinnerungen und Geschichtspolitik im ländlichen Syrien vor.

Relevante Publikationen
»Submerged memories: Memory, history, and displacement around Lake Asad, Syria«, Memory Studies 12,3 (2019).

»›Bedouin‹ and ›Shawaya‹: The Performative Constitution of Tribal Identities in Syria during the French Mandate and Today«, Journal for the Economic and Social History of the Orient 58, 1-2: 200–235 (2015).

»Syrien: Ein historischer Überblick«Aus Politik und Zeitgeschichte, APuZ 8 (2013).

»Economic Change and Income-Generating Practices of Rural Youth in Northern Syria«, in: Sonja Hegasy, Elke Kaschl (eds.), Changing Values among Youth. Examples from the Arab World and Germany (ZMO-Studien, 22). Berlin: Klaus-Schwarz-Verlag (2007).

Ortlieb, Franziska

Franziska Ortlieb studiert Islamwissenschaft im Master an der FU Berlin und unterstützt das Projekt »Normalität und Krise« seit Mai 2020 als Studentische Mitarbeiterin. Neben der organisatorischen Unterstützung war sie an der Übersetzung und Editierung von Beiträgen zur Ausstellung beteiligt und verfasste Entwürfe zu Begleittexten. Sie interessiert sich besonders für Islam in Europa und postkoloniale Studien.

Ullrich, Simon

Simon Ullrich ist Projektkoordinator im Projekt »Normalität und Krise«. Neben der organisatorischen Begleitung arbeitete er für die Ausstellung an der Übersetzung und inhaltlichen sowie redaktionellen Überarbeitung von Beitragstexten mit und übernahm die Entwicklung der Webseite.