Der Film Begegnungen zwischen Syrien und Deutschland: Ein Blickwechsel, der auf dieser Seite zu sehen ist, zeigt einen Ausschnitt aus dem Leben von vier Geflüchteten aus Syrien. Obwohl die Geschichte fiktiv ist, hätte sie sich so oder so ähnlich tatsächlich abspielen können. Familienkonflikte aufgrund entgegengesetzter politischer Meinungen, bürokratische Hindernisse oder die Schwierigkeiten mit dem Lernen einer neuen Sprache – die Erfahrungen, die die Charaktere in Syrien und Deutschland machen, werden von vielen geflüchteten Syrer*innen geteilt. Vor allem aber zeigt die Geschichte eines: Die Verbindungen nach Syrien bleiben auch nach der Flucht nach Deutschland in vielerlei Hinsicht bestehen. Eine klare Trennung dieser beiden Lebenswelten ist nicht möglich; sie hängen selbst in Bereichen zusammen, in denen man zuerst nicht damit rechnet.
In den letzten zehn Jahren flohen mehr als 800.000 Syrer*innen nach Deutschland. Seitdem haben viele von ihnen Deutsch gelernt, fanden Wege durch den Behördendschungel, mussten Papiere zu Schul- und Studienabschlüssen, Nationalität und Familienstatus vorlegen oder eine eigene Wohnung finden. Dabei konnten sie auf frühere Erfahrungen und Fähigkeiten aus Syrien zurückgreifen. Gleichzeitig fühlen sich viele nach wie vor mit den Ereignissen in Syrien eng verbunden, machen sich Sorgen um dort gebliebene Verwandte und Freunde und beobachten die politische, wirtschaftliche und militärische Entwicklung in ihren Heimatorten.
In der deutschen Öffentlichkeit ist allerdings fast nichts über diese Erfahrungen und über den Alltag in Syrien, gerade in der Zeit vor 2011, bekannt. Hier erscheinen die Menschen vor allem als »Flüchtlinge«, deren Leben vor der Einreise nach Deutschland unsichtbar bleibt. Daher haben sich Mitarbeiter*innen des Leibniz-Zentrums Moderner Orient im Rahmen des Verbundprojekts Normalität und Krise. Die Erinnerung an den Alltag in Syrien als Chance für den Neuanfang in Deutschland und weiterer Projekte seit 2018 mit Erinnerungen von Geflüchteten an den Alltag in Syrien beschäftigt und gefragt, auf welche Weise in Syrien gemachte Erfahrungen im Prozess des Ankommens in Deutschland weiterleben. In der Ausstellung präsentieren sie Ergebnisse ihrer Forschung.
Diese Webseite präsentiert Forschungsergebnisse des Leibniz-Instituts Moderner Orient und seines Vorhabens ›Normalität und Krise: Die Erinnerung an den Alltag in Syrien als Chance für den Neuanfang in Deutschland‹. Das Vorhaben wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 01UG1840 gefördert. Die ausschließliche Verantwortung für den Inhalt liegt bei den Autor*innen.